Das Barnabas Children Center – Ein Hilfsprojekt, unterstützt durch Fotografie.
Eine wunderschöne Erfolgsgeschichte.
Text und Bilder von Patrick Scholz, Fotograf und Olympus Visionary aus Süddeutschland.
Wie in wenigen Jahren aus einer kleinen Lehmhütte und einem großen Traum ein Schul- und Waisenhauskomplex entstand, der rund 500 Kindern eine vielversprechende Zukunft ermöglicht..
Der Sommer des Jahres 2011 sollte mein ganzes Leben verändern. Ich ahne nicht was mich erwartet, als ich der Anfrage des Fotografen und Ehrenbotschafters von Kenia, Hartmut Fiebig alias ‚Hardy‘ nachgehe und ihn als Fotograf für sein Projekt „The 50 Treasures of Kenia“ nach Ost Afrika begleite.
In den folgenden Monaten lerne ich das Land intensiv kennen. Ich bestaune nicht nur die atemberaubende Natur- und Tierwelt, sondern verliebe mich in die unendliche Kulturvielfalt, die von modernsten Städten bis zu traditionellen Dörfern und uralten Ritualen reicht.
Meine Reise führt mich zunächst in den hohen Norden des Landes, an den Turkana See – hier findet jährlich ein spannendes Kulturfestival statt, an dem viele verschiedene Völker Kenias zusammenkommen, um gemeinsam ihre Kulturen und Traditionen zu feiern.
Anschließend geht es weiter durch Kenias Norden bis in die pulsierende und moderne Hauptstadt Kenias – Nairobi. Ein weiteres Highlight bietet für mich der Lake Magadi, mit seinen heißen Quellen sowie der Lake Natron an der Grenze zu Tansania, wo uns hunderttausende von Flamingos begegnen. Im Kontrast zu Kenias trockenem Norden und dem bergigen und grünen Inland, steht die tropische Küstenregion. Hier begeistert mich vor allem das wunderschöne Inselarchipel Lamu mit seinen unzähligen kleinen Inseln, weißen Sandstränden, und der Tatsache, dass es auf einigen der Inseln keine motorisierten Fahrzeuge, sondern lediglich Esel als Fortbewegungs- und Transportmittel gibt.
Binnen weniger Tage schließe ich die freundliche und offenherzige Bevölkerung tief in mein Herz.
Neben den modernen und hochentwickelten Seiten Kenias lerne ich jedoch auch die Schattenseite des Landes kennen und werde mit bitterer Armut und vielen Problemen konfrontiert. In großen Teilen Kenias gibt es zu wenig Arbeit für zu viele Menschen. Dadurch verlieren sich viele im Drogenkonsum und der Kriminalität. Noch dazu spielt die Korruption in Kenia eine große Rolle. Wird man Opfer eines Verbrechens und hat kein Geld um die Polizei im Voraus zu bezahlen, hat man selten eine Chance auf Gerechtigkeit. Viele Familien können weder für die Ernährung noch für die Schulbildung ihrer Kinder aufkommen. Es verletzt mich sehr, all dies mit anzusehen, während ich durch das Privileg in Deutschland geboren zu sein, ein so einfaches und sicheres Leben führen kann.
Während ich für Hardy´s Projekt als Fotograf durch das ganze Land reise, lerne ich Harrison Gonah kennen. Er lebt mit seiner Familie an Kenias Küste, in Bombululu, einem kleinem Ort in der Nähe von Mombasa. Harrison erzählt mir begeistert von seinem kleinen Schul- und Waisenhausprojekt, welches er 2009 gegründet hat – das Barnabas Children Center.
Er lädt mich ein das Barnabas zu besuchen und besser kennen zu lernen – für mich eine wunderschöne Gelegenheit.
Zu diesem Zeitpunkt besteht das Projekt aus einer kleinen Lehmhütte, in der rund 30 Kinder unterrichtet werden. Es gibt nur einen Raum und Silas ist der einzige Lehrer, der die drei Klassenstufen parallel unterrichtet. Wenn in der angrenzenden Hütte das Herdfeuer entzündet wird, sammelt sich im Klassenzimmer so dichter Rauch, dass das Atmen fast unmöglich wird. Alles ist sehr improvisiert und dennoch spüre ich die wahnsinnig positive und intensive Energie dieses Ortes. Harrison und Silas stecken all ihre Kraft und Liebe in das Projekt und die Unterstützung der Kinder. Die Schülerinnen und Schüler sind dankbar diese Schule besuchen zu können, da viele Familien die Gebühren einer öffentlichen Schule, bei denen es für viele schon am Kauf einer zwingend erforderlichen Schuluniform scheitert, nicht bezahlen könnten. Ebenso werden viele Waisenkinder am Barnabas unterrichtet – nachts wird das Klassenzimmer zum Schlafsaal für rund 15 der Kinder umfunktioniert.
Harrison kommt selbst aus sehr armen Verhältnissen und hat sich als Ziel gesetzt besonders den ärmsten Familien und Kindern zu helfen. Seine optimistische und enthusiastische Art steckt mich binnen kürzester Zeit an – ich möchte mit anpacken, möchte Harrison bei seinem großen Traum, noch viel mehr Kindern helfen zu können, unterstützen.
Zurück in Deutschland beginne ich Spenden zu sammeln. Gemeinsam mit zwei Freundinnen verkaufe ich Drucke meiner in Kenia entstandenen Bilder, halte die ersten Live Vorträge über meine Zeit in Ost Afrika und über das Barnabas Children Center und rufe andere Spendensammelaktionen ins Leben.
Schnell habe ich genug Geld zusammen um den Bau eines ersten richtigen Schlafsaales zu finanzieren. Ein erster wichtiger Schritt ist getan – viele der Kinder, die bisher auf dem Boden im Klassenzimmer schlafen mussten, verbringen zum ersten Mal eine Nacht in einem richtigen Bett.
Durch diesen schnellen und großartigen Erfolg erkenne ich, mit welch einfachen Mitteln ich in Kenia Großes bewirken kann. In den folgenden Jahren starte ich immer wieder neue Spendensammelaktionen und mache damit mehr Menschen auf das Projekt aufmerksam – so entsteht nach und nach ein Kreis verschiedener großartiger Unterstützer, die Harrison helfen das Barnabas Children Center weiter auszubauen.
In den vielen Jahren, die ich das Projekt begleite und unterstütze, wird mir immer mehr bewusst, was für ein unglaubliches Glück ich hatte, Harrison und das Barnabas kennenlernen zu dürfen. Harrison wird über die Jahre zu einem sehr guten Freund von mir und ich merke, dass ich selbst mindestens genau so viel von dem Projekt profitiere, wie das Projekt von meiner Arbeit.
Ich lerne wahnsinnig viel über das Leben in Kenia, erkenne, dass die Kenianer uns Deutschen in vielen Bereichen weit voraus sind. Unter den Menschen und in den Dörfern gibt es oft sehr starke Communities und eine unvorstellbar intensive Nächstenliebe. Alle halten zusammen und unterstützen sich gegenseitig – wiederfährt jemandem ein Unglück, wird er von allen aufgefangen. Aber auch der technisch fortschrittliche Stand begeistert mich. Bereits bei meinem ersten Besuch im Jahr 2011 ist es nahezu im ganzen Land gängig alle Einkäufe mit dem Handy zu bezahlen. Selbst auf kleinen Gemüsemärkten kann man bequem Bargeld- und kontaktlos mit „M-Pesa“ bezahlen. Auch die Mobilfunk-Netzabdeckung funktioniert um Welten besser, als ich es aus Deutschland gewöhnt bin.
Nicht nur über die sehr sensible Thematik der Unterstützung von Hilfsprojekten, sondern auch über die Berichterstattung und die Fotografie im Allgemeinen, habe ich durch meine Arbeit für das Barnabas Children Center wahnsinnig viel gelernt.
Unsere Wahrnehmung gegenüber vielen Ländern, besonders in der dritten Welt, ist oftmals, völlig unbewusst, noch sehr durch die Kolonialzeiten geprägt. Ich denke es gibt kaum ein Thema, dem man als Fotograf und Berichterstatter mehr Beachtung schenken sollte, als der ausgewogenen Darstellung der bereisten Länder. Dies trifft sowohl auf professionelle Fotografen und Referenten, wie auch auf jeden Urlauber zu.
Auch ich habe bei meiner Arbeit als Fotograf schon den Fehler gemacht, die bereisten Länder zu einseitig darzustellen. Dies ist, denke ich, auch verständlich. Wenn man beispielsweise durch ein spannendes Land wie Kenia reist, möchte man bei seiner Rückkehr natürlich in erster Linie Bilder von wilden Tieren, traditionell gekleideten Massai Kriegern und den Extremen des Landes präsentieren. All das woran wir denken, wenn wir „Kenia“ hören. Bilder von den modernen Stadtteilen, die den unseren sehr ähnlich sind, oder Menschen, die den gleichen Kleidungsstil tragen wie wir, sind für uns erst mal nichts Besonderes – also nichts was sich lohnt zu fotografieren. Dennoch gehören diese Bilder natürlich genauso zu dem Land. Wenn ich diesen Teil jedoch nicht fotografiere und präsentiere, entsteht beim Betrachter meiner Bilder ein völlig falscher Eindruck des Landes. Es hat den Anschein, als würde das Land nur aus wilden Tieren, traditionell gekleideten Völkern und Lehmhütten bestehen – obwohl dies nur einen Teil des Landes ausmacht.
Im Jahr 2015 starte ich gemeinsam mit Manuel, einem guten Freund, zu meiner nächsten großen Reise. Wir fahren auf dem Fahrrad von Deutschland nach Indonesien. Das Projekt steht unter dem Namen „Social Cycling“ – von unterwegs unterstützen wir auf unterschiedliche Weise verschiedene Hilfsprojekte. Die Medienpräsenz, die ich durch meine Fotografie und die Reise erhalte, setze ich immer wieder ein, um auf das Barnabas Children Center aufmerksam zu machen.
Als ich 2017 wieder zurück in Deutschland bin, erstelle ich einen bildgewaltigen Live-Multivisionsvortrag über die Reise unter dem Namen „Social Cycling – ein Radreiseabenteuer um die halbe Welt“.
Über den Vortrag finde ich eine weitere perfekte Plattform, um das Barnabas einem breiten Publikum vorzustellen – und das mit großem Erfolg.
Mein Vortrag wurde bereits tausendfach besucht und über einige der größten Veranstalter im deutschsprachigen Raum gezeigt – dadurch konnte ich viele Unterstützer für das Barnabas finden.
Inzwischen wird die Schule von rund 500 Schülerinnen und Schülern besucht. Wir beschäftigen 25 Mitarbeitende und bieten ein Waisenhaus, in dem 50 Kinder und Jugendliche Zuhause sind.
In den vergangenen Jahren konnten viele großartige Projekte, wie der Bau von soliden Schulgebäuden, sanitären Anlagen, Schlafsälen, eine Gemüse- und Tier Farm und vielem mehr umgesetzt werden. Harrison und alle Lehrer, Betreuer, Köche und das Sicherheitspersonal leisten eine wahnsinnig tolle und wichtige Arbeit.
Zur nachhaltigen Gestaltung des Projektes gehört natürlich auch die Unterstützung unserer Waisenkinder und Schüler/innen nach ihrem Schulabschluss. Wir versuchen so vielen Kindern wie möglich ihr Studium oder ihre Ausbildung zu finanzieren, um ihnen den Weg ins Berufsleben und damit in eine gute Zukunft zu ermöglichen. Auch wird bei uns am Projekt wichtige Aufklärungsarbeit über Krankheiten wie AIDS und Malaria, das Problem der Überpopulation und vielen weiteren Themen geleistet.
Eine genaue Übersicht über umgesetzte Projekte findet ihr HIER.
Immer wieder bin ich in Kenia vor Ort, um das Projekt auch fotografisch zu begleiten. Durch die Arbeit als Fotograf in Kenia hat sich mein fotografischer Horizont deutlich erweitert. Besonders in dem sehr sensiblen Bereich der People Fotografie habe ich viel gelernt. Hier ist es nicht nur wichtig, wie ich auf die Menschen zugehe, sondern auch das Kameraequipment spielt eine große Rolle. Meiner Erfahrung nach ist es sehr gut eine möglichst kompakte Kamera einzusetzen, da die Menschen dadurch viel lockerer reagieren – eine unnötig große Kamera hingegen erschreckt viele Menschen. Ich bin daher sehr glücklich, mit Olympus zusammenzuarbeiten. Olympus ist auf besonders kompakte, robuste und hochwertige Kameras spezialisiert, die sich für mich als Reisefotograf perfekt eignen.
Besonders genieße ich die Zeit vor Ort jedoch, um immer tiefer einzutauchen in das Leben am Projekt. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht zu Tränen gerührt werde. Die Herzlichkeit, Nächstenliebe und das freundliche Miteinander der Kinder und Mitarbeitenden ist intensiver als ich es irgendwo anders auf der Welt kennen lernen konnte.
Viele der Kinder kommen aus sehr tragischen Schicksalen. Es verschlägt mir die Sprache, macht mich unendlich wütend und abgrundtief traurig, wenn ich die Geschichten von vielen der Kinder höre. Oft stehen Gewalt, Missbrauch, Hunger, schlimme Krankheiten und eine große Ungewissheit ob ihrer Zukunft an der Tagesordnung. Bereits 50 der Kinder konnten wir glücklicherweise aus den tragischen Umständen in unserem Waisenhaus aufnehmen. Hier haben sie ein friedliches, sicheres und sehr familiäres Zuhause gefunden. Eines unserer größten Ziele ist es, das Waisenhaus in naher Zukunft zu erweitern, um noch mehr Kindern Sicherheit bieten zu können. Immer wieder staune ich, was am Barnabas für eine positive Stimmung herrscht, trotz der zahlreichen tragischen Hintergründe.
Im Jahr 2019 habe ich, gemeinsam mit 6 weiteren großartigen Menschen, den „Barnabas Children Center e.V.“gegründet. Neben der Umsetzung von verschiedenen Projekten und Baumaßnahmen trägt unser Verein inzwischen einen Großteil der monatlich anfallenden Kosten wie z.B. Mitarbeitenden Gehälter.
Um dies stemmen zu können, sind wir natürlich auf die Hilfe von vielen Menschen angewiesen.
Man kann das Projekt beispielsweise mit einmaligen Spenden, Fördermitgliedschaften oder Patenschaften für einzelne Kinder unterstützen. Unser gesamter Verein arbeitet ehrenamtlich und unentgeltlich – es kommt also jeder Cent bei den Kindern in Kenia an.
Das größte Ziel unseres Vereins ist es, das Projekt so nachhaltig zu gestalten, dass unsere Unterstützung eines Tages nicht mehr gebraucht wird und das Projekt finanziell auf eigenen Beinen steht.
Die aktuelle Corona-Krise trifft uns auch am Barnabas Children Center mit voller Wucht. Momentan ist unsere Schule, wie alle anderen auch, geschlossen. Dies stellt viele Familien zusätzlich vor ein riesiges Problem. Viele der Schülerinnen und Schüler erhalten ihr Mittagessen normalerweise bei uns an der Schule, da die Familien finanziell nicht in der Lage sind, die Kinder zuhause zu ernähren.
Die Essensausgabe an der Schule ist durch die Schulschließung und die Ausgangsbeschränkungen aktuell leider nicht mehr möglich.
Zusätzlich verlieren momentan sehr viele der Eltern ihre Jobs. Staatliche Hilfspakete, Arbeitslosengeld, Kurzarbeit etc. wie bei uns, gibt es nicht. Damit sind die Menschen von einem auf den anderen Tag nicht mehr in der Lage das allernötigste wie Wasser und Lebensmittel zu kaufen. Ganze Familien müssen hungern, ohne Chance auf Unterstützung – nicht mal im schlimmsten Fall. Eine Situation, die nicht tragbar und damit zur Eskalation verurteilt ist.
Daher möchten wir alles in unserer Macht stehende tun, um die Kinder und ihre Familien zu schützen und zu unterstützen. Unser Ziel ist es wöchentlich Essens- und Hygienepakete mit beispielsweise Wasser, Reis, Bohnen und Seife an die Familien der Schülerinnen und Schüler zu verteilen, um einem Krankheitsausbruch, einer Mangelernährung oder Schlimmerem entgegenzuwirken.
Du kannst uns bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen.
Spenden für Essens- und Hygienepakete könnt ihr gerne via Paypal oder Banküberweisung tätigen:
Um eine Familie mit 3 Kindern eine Woche mit dem nötigsten zu versorgen benötigen wir 15€.
Um die Versorgung einer Familie mit 3 Kindern für einen Monat zu sichern werden 60€ benötigt.
Auch kleinere Beträge helfen natürlich.
Wenn du Interesse an einer Schulpatenschaft für eines der Kinder hast schau dir mal unser Info PDF an.
Spendenkonto:
Inhaber: Barnabas Children Center e.V.
IBAN: DE57 6905 1725 0002 0623 05
BIC: SOLADES1SAL
Betreff: Barnabas Children Center
Paypal:
info@barnabaschildrencenter.com
Betreff: Barnabas Children Center
Gerne stellen wir auf Wunsch auch Spendenbescheinigungen aus. Überweist eure Spende dazu bitte auf unser Spendenkonto und gebt im Betreff eure Anschrift an.
Nutze auch du die Zeit zuhause, um kreativ zu werden und Menschen in Not zu helfen.
Jeder von uns kann einen Teil beitragen!
Einige spontane Ideen:
Du bist Musiker/in?
Dann spiele doch ein Instagram Live Konzert und mache dabei auf die Situation in Kenia aufmerksam.
Du bist Künstler/in?
Verkaufe oder versteigere doch eins deiner (Quarantäne-) Werke für den guten Zweck.
Du bist Fotograf und betreibst einen Onlineshop?
Wieso nicht ein paar Prozent des Umsatzes spenden? Dies freut die Kunden und hilft den Menschen vor Ort enorm.
Du bist in Social-Media aktiv, egal ob privat oder beruflich?
Nutze doch deine Reichweite und mache deine Follower auf die großartige Möglichkeit, anderen Menschen zu helfen aufmerksam.
Ich bin mir sicher, jedem von euch fällt etwas ein!
Vielen lieben Dank fürs Lesen! Gerne dürft ihr mir Fragen stellen und ein Feedback schreiben.
Am besten erreicht ihr mich per Mail unter info@social-traveling.de
Alles Gute euch und bleibt gesund, euer Patrick Scholz